Nitzschka will Gas, aber keine dicke Luft
Zwei Konzessionsverträge für einen Ort - Meinungen gehen auseinander
Von ANDREAS LÄBE

Kühren-Burkartshain. Das Unternehmen Primagas will in Nitzschka ein Leitungsnetz für die Versorgung mit Flüssiggas installieren. Auf der Sitzung des Kühren-Burkartshainer Gemeinderates wurde indem Zusammenhang beschlossen, mit Primagas einen Konzessionsvertrag zu schließen.
Die Tatsache, dass hier zwei vertraglich unter einen Hut gekommen sind, kann allerdings nicht darüber hinweg täuschen, dass es Meinungsverschiedenheiten gibt.
Im Vorfeld der Entscheidung mussten „einige Differenzen zwischen Gemeinde und Unternehmen" geklärt werden. Das sagt Rainer Andrä, seines Zeichens Verkaufsleiter im Regionalcenter Ost der Primagas GmbH.
„Keinen benachteiligen"
Unter Hinweis darauf, das Kühren-Burkartshain bereits einen Konzessionsvertrag mit dem Unternehmen Rheingas abgeschlossen hat, hätte sich die Gemeinde zunächst gewehrt, auch mit Primagas einen Konzessionsvertrag zu schließen. „Wir mussten die Gemeinde erst deutlich darauf hinweisen, dass juristisch überhaupt nichts dagegen spricht, dass eine Gemeinde mit zwei Energieversorgern Konzessionsverträge schließt. Kein Versorgungsunternehmen darf benachteiligt werden", sagt Andrä.
„Wenn ein Unternehmen mit juristischen Schritten droht, ist das keine gute Basis für Gespräche", meint dagegen Kühren-Burkartshains Bürgermeister Jörg Grundig. Er kann es nicht vernünftig finden, wenn in einem kleinen Ort wie Nitzschka vielleicht zwei Gasunternehmen  nebeneinander Leitungen verlegen. Er befürchtet, dass am Ende der Bürger den Kürzeren ziehen könnte, wenn Baumaßnahmen zersplittert statt konzentriert werden. Schließlich sei mit Rheingas schon Mitte der 90er der Konzessionsvertrag   geschlossen worden und Rheingas habe seine Leitung schon längst in der Erde. Für Rainer Andrä ist das kein Argument. „Die Versorgungsunternehmen können sich - auch wenn sie Wettbewerber sind - hinsichtlich der gas- und bautechnischen Erschließung miteinander abstimmen. Für den Bürger würden hier gar keine Mehrbelastungen entstehen", meint er.
Seibt: „Problematisch"
Manfred Seibt vom Unternehmen Rheingas mit Sitz in Dresden bezeichnet das als „fachlich unkorrekt". „Möglich ist eine solche Abstimmung vielleicht in einer größeren Stadt. In einem kleinen Dorf halte ich die Gasversorgung durch zwei Unternehmen für problematisch", betont er.
Gasversorgung also mit dicker Luft? Jörg Grundig sieht die Angelegenheit durchaus gelassen: „Erstens: Es gibt zwei Konzessionsverträge. Zweitens: Die Gemeinde wird dafür Sorge tragen, dass im Interesse der Bürger effektiv das Leitungsnetz in die Erde kommt."

LVZ Muldental 11. November 2003